Mittelstand in der Pandemie

Wie kann ein Neustart in der Niederlausitz im Frühjahr 2021 aussehen?
Nachricht11.05.2021Karl-Hamann-Stiftung
Mittelstand in der Pandemie
HKS

Torsten Lauterbach, unser Programmmanager im Oberspreewald und der Lausitz, begrüßte die Teilnehmer. Er führte kurz in das Thema ein und stellte die Stiftung und den heutigen Moderator, Tom Steinborn-Henke, vor. Dieser übernahm sogleich das Wort und stellte seinerseits die Diskutanten vor. Dies waren: Meike Holtsch, Mitglied im Vorstand der Karl-Hamann-Stiftung für liberale Politik im Land Brandenburg, Berufsschullehrerin und Kommunalpolitikerin, Sören Hoika, Vorsitzender des Gewerbevereins Großräschen und Kommunalpolitiker, Dr. Thomas Steinmüller, Unternehmer und Vorsitzender des Liberalen Mittelstands in Brandenburg.

Zunächst begann Frau Holtsch mit ihrem Impulsvortrag und zeigte auf, wie sich die Lage der Familien, (Berufs-)Schülerinnen und -schüler sowie der Wirtschaft im Laufe der Pandemie veränderte. Die Menschen wollten zueinander rücken. Es gab Kurzarbeit, auch in ihrer Familie. Ausgleichzahlungen kamen nicht oder zu spät. Die Anforderungen für Auszahlungen änderten sich und waren kompliziert (16-seitige Formulare). Auch waren Kleinunternehmer vielfach nicht anspruchsberechtigt. Es gab Zurückhaltung bei Investitionen sowohl bei Unternehmen als auch bei Kunden. Für die Berufliche Bildung sieht es nicht gut aus; so bleiben die Schulen bis voraussichtlich Ostern leer und es gibt auch eine Anzahl kranker Lehrer. Die Kommunikation der Landesregierung und Landkreise sei verwirrend.

Auch die Hilfe für schwächere Schüler ist schwierig zu gewähren, da sich im ersten Lehrjahr durch den Distanzunterricht niemand kennt und die Schüler selbst ihre Probleme mit dem Lehrstoff benennen müssen. Auf die Frage, wie ein Neustart aussehen könnte sagte Frau Holtsch, dass es keine Rückkehr zur alten Normalität geben.

Herr Dr. Steinmüller antwortete auf die Frage nach dem Zustand des Mittelstandes in der Niederlausitz nach einem Jahr Pandemie, dass es schwierig sei, aber auch Chancen geben würde.

So sei er beispielsweise aus Berlin zugeschaltet und hätte kurz zuvor an einem Meeting in Nordrhein-Westfalen teilgenommen.  Derzeit gebe es kaum Standortvorteile mehr, im Digitalzeitalter müsse man das bisherige Tun in Frage stellen. Impfstoffe seien nur die eine Seite, es würden sich Geschäftsmodelle ändern (Messen, Fußball, Kultur etc.) die niedrigen Lebenshaltungskosten auf dem Land würden zum Standortfaktor. Auf die Frage nach dem Umgang mit der digitalen Hard- und Software sprach er von einem reverse-learning, bei dem die Schüler ihre digitalen Kompetenzen den Lehrern beibringen könnten. Weiterhin darf es bei der Digitalisierung nicht nur 0 und 1 geben, sondern differenziert und nicht in großen Räumen (Länder und Landkreise) gedacht werden.

Sören Hoika sprach über die 80-tausend Menschen, die früher in der Kohle tätig waren; dies wird man mit dem Tourismus niemals schaffen. Aber es wurden in Großräschen zwei Wohngebiete entwickelt und dort wo Menschen Urlaub machen, lässt es sich auch gut wohnen. Die Firma iba-aktiv-tours wurde von seinem Vater gegründet und läuft normalerweise gut. Man muss aber längerfristig planen können. Die finanziellen Hilfen kämen nicht oder nur schleppend an. Aus dem Publikum wurde gefragt, wie in Pandemiezeiten Firmenübergaben erfolgen können. Herr Hoika sagte, dass die Übergabe von seinem Vater auf ihn schon länger geplant sei, es hätte auch die IHK geholfen.

Nach 1 ½  Stunden reger Diskussion zog Tom Steinborn-Henke, der souverän moderiert hat, ein Fazit. Nach hoffentlich baldigem Ende der Pandemie und Aufhebung des Lockdowns werden sich alte Strukturen ändern müssen, manche Standortvorteile fallen weg und viele werden ihre Geschäftsmodelle überdenken müssen. Gleichzeitig böten sich neue Chancen, die gerade den ländlichen Regionen Mut machen könnten.